Für die Kleinfeldherren des UHC Riehen geht es zur Zeit Schlag auf Schlag. Keine zwei Wochen nach dem Sieg in der 3. Runde des Ligacups stand vergangenen Freitag in diesem Wettbewerb bereits der 1/16-Final auf dem Programm. Der UHC Riehen bekam es mit einem grossen Brocken zu tun, dem UHC Kappelen. Die Seeländer sind ein fester Bestandteil der höchsten Kleinfeldliga und haben auch schon den Meistertitel errungen. Für die Riehener schaute bis jetzt in den Duellen mit den Bernern auf höchster Stufe nichts Zählbares heraus, und so war denn auch die Devise, dass man dem Gegner alles abverlangen und das Spiel so lange wie möglich offen halten wollte.
Im ersten Drittel zeigte sich bald, dass die Gäste in der Niederholzhalle zuerst Fuss fassen mussten. Sie agierten defensiv wie offensiv eher zurückhaltend, während Riehen frei und konzentriert aufspielte. Das Heimteam liess wenig Chancen zu und kam seinerseits zu einigen guten Abschlüssen, welche allerdings entweder das Ziel verfehlten, oder vom Torhüter zunichte gemacht wurden. Auf der anderen Seite kam Kappelen nach circa zehn Minuten besser ins Spiel, verzeichnete die eine oder andere Chance, hatte aber ebenfalls kein Rezept, um am stark aufspielenden Andi Waldburger vorbei zu kommen. So kam es, dass sich die Teams zur ersten Drittelspause mit dem fürs Unihockey doch eher ungewöhnlichen Zwischenstand von 0:0 in die Garderoben begaben.
Auch das zweite Drittel war geprägt von einer hohen Konzentration und zwei äusserst disziplinierten Abwehrorganisationen, welche weiterhin kaum Chancen zuliessen. Riehen spielte weiter sein Spiel, hatte aber ein paar grössere Herausforderungen in der Auslösung, weshalb Kappelen zu mehr Ballbesitz kam. Zählbares resultierte aber weiterhin nichts. Erst als sich das Mitteldrittel langsam zu Ende neigte, begann der Liveticker zu vibrieren. Zuerst brachte Gian Gaggiotti in der 36. Minute die Halle erstmals zum Kochen, als er mit einem äusserst frechen Abschluss von neben dem Tor den Torhüter endlich bezwingen konnte. Die Seeländer waren aber um keine Antwort verlegen, schraubten das Tempo etwas hoch und konnten zwanzig Sekunden vor der Pause einen herrenlosen Ball in der Mittelzone übernehmen und mit einem kaltblütigen Abschluss ausgleichen.
So stand es 1:1 zur zweiten Pause. Es war weiterhin alles offen, beide Teams investierten alles, um das Glück auf seine Seite zu ziehen. Doch Fortuna hatte sich noch nicht entschieden, wohin sie fallen sollte. Symbolisch dafür eine Spielszene, in der ein hoher Pass oben von der Bande wegsprang. Doch anstatt inner- oder ausserhalb auf dem Boden zu landen, sprang der Ball noch zwei weitere Mal auf dem Bandenrand auf, bevor er dann doch endlich noch zu Boden fiel.
Der Schlussabschnitt – oder die Verlängerung? – musste also die Entscheidung bringen. Und nun warf auch der Gast seine ganze Erfahrung in die Waagschale. Riehen hatte zunehmend Mühe damit, saubere Angriffe auszulösen, wurde konsequent in den ungefährlichen Zonen gehalten und kam nur nach Standardsituationen zu Abschlussmöglichkeiten. Auf der anderen Seite blieb Kappelen vor allem mit Einzelaktionen gefährlich, Riehen verteidigte aber weiterhin mit Mann und Maus, und, man kann es nicht oft genug sagen, mit einem bärenstarken Torhüter. Und dann war es so weit: das Spiel kippte endlich auf eine Seite – leider auf die falsche aus Riehener Sicht. 46 Minuten hatte es gebraucht, bis Kappelen erstmals in Führung ging. Gleichzeitig ging auf Riehener Seite die Konzentration etwas zurück, und die Gäste nutzten diese kleinen Nachlässigkeiten im Stil einer Topmannschaft aus. Drei Gegentore in fünf Minuten bewogen die Riehener dazu, das Timeout zu nehmen und den Schlachtplan für die verbleibende Zeit zu entwerfen. Das 1:4 war mit einem Effort noch aufzuholen, davon war man überzeugt. Dazu musste man den Torwart mit einem vierten Feldspieler ersetzen, um auf dem Feld in Überzahl zu agieren. Leider passierte hier im Spielaufbau ein fataler Fehler, der das 1:5 zur Folge hatte. Und auch nachfolgend biss man sich die Zähne an der hervorragend organisierten Berner Verteidigung aus. Und wenn Kappelen den Ball erobern konnte, spielten sie ihn sich äusserst ruhig zu, liessen wertvolle Zeit verstreichen und konnten auch noch auf 1:6 erhöhen. Damit war der Ausgang der Partie unumkehrbar. Riehen steckte allerdings nicht auf und belohnte sich immerhin noch mit einem zweiten Treffer, der dank einem konsequenten Nachsetzen von Joris Fricker zustande kam.
So verabschieden sich die Riehener erhobenen Hauptes aus dem diesjährigen Ligacup. Knapp 50 Minuten spielte man gegen ein Erstliga-Team wacker mit, machte ihnen das Leben schwer und durfte so von einem ganz grossen Coup träumen. Letztendlich landete der Ball dann halt ausserhalb des Feldes.
Die nächste Herausforderung wartet am 1. Oktober, wenn die Meisterschaft in der 2. Liga losgeht. Die Riehener treffen in Lohn SO auf die Racoons aus Herzogenbuchsee und den STV Murgenthal.
Autor des Berichts: Marc Osswald