Interview mit Natispielerin Claudia Kunz

Claudia Kunz, 24, Red Ants Winterthur, Verteidigerin
• Wie schwierig ist es für dich, deine angestammte Position zu ändern? Oder spielst du nie auf einer anderen Position?

Ich bin eigentlich immer Verteidigerin, aber manchmal habe ich auch schon die Seite gewechselt, es kommt darauf an, welche Ausleger dabei sind. In der Nati spiele ich eigentlich immer rechts hinten.
Aber ob rechts oder links spielt nicht so eine grosse Rolle, es ist nur etwas anders im
Defensivverhalten, wie man an eine Spielerin hingeht. Stürmerin oder Center bin ich eigentlich nie.
Letztes Jahr im Verein habe ich mal vorne für zwei Spiele ausgeholfen, da wir hinten viele
Spielerinnen waren und vorne einige gefehlt haben. Dies war jedoch eher ein Ausflug… 😉

• Wie oft trainierst du pro Woche? Wird dies noch intensiver sein in den Wochen vor der WM?

Zurzeit haben wir im Verein drei Mannschaftstrainings, also drei Halleneinheiten pro Woche und einmal haben wir eine Kleinfeldhalle, wo wir hinkönnen. Dort sind auch die meisten dabei, ist aber eigentlich freiwillig. Dann müssen wir noch ein bis zweimal in den Kraftraum und eine Ausdauereinheit absolvieren. Ausdauer ist für mich alleine, also individuell, da gehe ich joggen. Das geht dann nach Zeit, also mindestens 45 Minuten. Dies gibt alles der Verein vor, jedoch wird dann die letzten paar Wochen von der Nationalmannschaft ein Programm aufgestellt, das wir Natispielerinnen einhalten müssen.

• Hast du dir je erträumt, mal an der WM mitspielen zu können?

Es ist meine erste WM und es war schon immer mein Traum, da mitzuspielen. Ich weiss auch jetzt noch nicht, ob ich dabei bin, das kann man nie sagen. Aber es ist sicherlich immer ein Riesentraum gewesen. Bei mir war es sowieso recht speziell, da ich im Januar mein erstes Aufgebot für die Nati bekommen und überhaupt nicht damit gerechnet hatte. Da musste ich meine Erwartungen an mich selber etwas umstellen und meine Ziele anders setzen. Aber es ist ein Traum und es ist ein riesiges Ziel und daran werde ich arbeiten.

• Meistens ist es ja so, dass die besten der besten in einer Sportart mehr tun als die anderen. War dies bei dir auch so und falls ja, was/wie hast du für dich selbst trainiert?

Ja, eigentlich allgemein im Sport. Ich habe bis vor drei Jahren noch Fussball gespielt, das ist
irgendwann nicht mehr gegangen. Ich habe einen gewissen Ehrgeiz der mich bis jetzt in jeder Sportart begleitet hat. Ich habe im Fussball immer neben dem Platz noch versucht zu jonglieren und wenn ich etwas erreichen wollte, habe ich für mich immer noch weiter gemacht. Im Unihockey ist dies nun eben das Kleinfeldtraining, wo ich mir immer wieder ein Ziel setze, an was ich an mir arbeiten möchte.

• Kann jemand in eurem Team „Airhooking“ („Zorromove“)? Übt ihr das manchmal?

Wir hatten mal eine Finnin, die das konnte, im Moment haben wir aber glaube ich niemanden. Das heisst, die eine oder andere kann das sicher, aber es ist eigentlich nicht wirklich ein Thema bei uns.
Üben tun wir das nicht, das ist etwas, was man sonst individuell zu Hause vor dem Spiegel tun
könnte.

• Was ist für euren Trainer das Wichtigste in eurer Mannschaft?

Ich würde sagen, das Team, also dass wir wirklich ein Team sind. Wenn man als Beispiel Real Madrid nimmt, die hatten super Spieler, aber kein Team, da kann man nichts gewinnen. Ich glaube, dass es wirklich wichtig ist, dass man ein Team ist, das ist in der Nati auch nicht immer ganz einfach, da man nicht so viel Zeit miteinander verbringt.

• Verspürst du besonderen Druck auf die WM im Dez in der Schweiz??

Nein, ein Druck verspüre ich eigentlich nicht, es ist eher eine Vorfreude, ein Kribbeln, aber es ist nicht ein Druck. Druck ist für mich eher negativ. Wenn man Druck verspüren würde, würde man anders spielen, aber das ist bei mir gar nicht so.

• Hast du einen Mentaltrainer, falls ja, wie sehen solche Übungen mit ihm aus?

Im Moment habe ich keinen, aber ich habe letztes Jahr Mentaltraining gemacht, zusammen mit Kinesiologie. Das war eine Trainerin, die Kinesiologie und Mentaltraining verbindet. Ich habe schon einmal bei ihr während der LAP Mentaltraining gemacht, das half mir für das Lernen und war ein super Erfolg. An manchen Abenden mache ich für mich selber immer noch etwas in dieser Richtung.
Es begann damit, beide Hirnhälften zusammen zu schliessen, in dem man „verkreuzt“ Sachen macht, z.B. die Hände verkreuzen und dann der Reihe nach die Finger heben, einfach so
Konzentrationsthemen.
Wenn ich zum Beispiel einen schlechten Match gehabt habe, dann beschäftigt mich dies schon. Dann sage ich mir immer wieder: „nein, was war positiv?“ Immer wieder versuche ich dann, bewusst das Positive herauszuheben. Und wenn ich einen Fehler gemacht habe, versuche ich, nicht auf diesem Fehler herumzuhacken, sondern gehe die gleiche Situation nochmals durch und stelle mir vor, wie es aussehen würde, wenn es positiv herauskommen würde. So ist dann der Ablauf positiv im Kopf drin.
Das gehört so zu meinem mentalen Training.